57. Station: Besuch der katholischen St.Martin Kirche
im Nentwigstraße 1 (Ecke Giesestrasse 47) 12621 Berlin-Kaulsdorf
Herzlich begrüßt am Eingang zur Kirche gingen wir erst einmal auf die andere Straßenseite um das Bauwerk zu betrachten, das im Stil der Neuen Sachlichkeit geplant und 1929/30 erbaut wurde. Auffallend ist neben dem Baustil das Kreuz oben auf der Spitze mit doppeltem Querbalken, wobei der obere das Schild bedeuten soll, auf dem Stand „Der Juden König“.
Gerade neu angebracht wurde zwischen den beiden blauen Eingangstüren diese beiden Schilder. Seit 1. Januar gehört die Kirche zur neu gegründeten großen Pfarrei Hildegard von Bingen. Die Namenspatronin wird mit dem unteren braunen Metallrelief geehrt.
Auch der Innenraum ist von geraden Linien und unten von kleinen runden Fenstern geprägt. Doch fällt der Blick sofort nach vorn auf die helle goldglitzernde Altarwand.
Doch das war nicht immer so. Links daneben steht eine Schautafel zur ursprünglichen Gestaltung mit einem steinernen Kreuz aus rotem Backstein und daran die von Hans Perathoner 4 Meter hohe Christusfigur, gearbeitet aus einem Stück Eichenholz unter dem Eindruck der Schrecken und Gewalt des 1. Weltkrieges. Schon 1931 wurde sie wieder abgenommen, lag lange auch dem Dachboden, kam dann in die Hoffnungskirche Pankow und hängt heute in der Kirche „von der Verklärung des Herrn“ in Marzahn.
Herr Polakowski, der seit seiner Kindheit hier wohnt und mit Geschichte des Bauwerks und der Gemeinde bestens vertraut ist, wies uns so nicht nur auf das hin, was zu sehen ist, sondern auch auf die Geschichte, wie es dazu kam mit alle ihrer Problematik.
Er erklärte uns nicht nur die Bedeutung der einzelnen zum Teil sehr alten Kunstschätze der Kirche. Sie wurden zum großen Teil von dem ersten Pfarrer der Gemeinde in ganz Deutschland von anderen Gemeinden „erbettelt“. So bekam die Kirche auch den Namen „Bettelkirche“.
Links vom Hauptaltar befindet sich ein Herz-Jesu-Altar.
Rechts neben dem Hauptaltar befindet sich ein aus dem 15. Jahrhundert stammender Marienaltar.
Die hohen, schmalen Fenster des Kirchraums sind im Altarraum (auf dem Foto die drei linken) mit Motiven aus dem Leben des heiligen Martin geschmückt.
Hier zum Beispiel St. Martin als Ritter auf dem Pferd.
In einer Nische neben der Taufkapelle gleich neben dem Eingang zur Kirche steht St. Martin als geschnitzte Holzfigur, wie er gerade seinen Mantel mit dem Schwert zerteilt, um die eine Hälfte dem frierenden Bettler zu geben.
An den Längswänden der Kirche sind 14 Reliefs des Kreuzweges, gestaltet von einem Mahlsdorfer Künstler. Die Soldaten, die Jesus wegführen, haben einen Stahlhelm auf dem Kopf. Auch hier wieder sind also die Erfahrungen des Weltkrieges zu sehen.
Die 12 Kerzen und Kreuze zwischen den Stationen erinnern an die 12 Apostel.
Zwischen den einzelnen Stationen leuchten die bunt und mit Hoffnungssymbolen gestalteten kleinen runden Fenster.
An der hinteren Stirnwand des großen Raumes sind jeweils Beichtstühle untergebracht. Die 10 lateinischen Zahlen darüber erinnern an die 10 Gebote.
Die Bank davor soll wohl den Eingang versperren. Heute wird die Taufkapelle für die Beichte genutzt.
Dort weist ein weiteres Schild auf die Zeiten hin: samstags von 17.30 – 18.15 Uhr vor der Vorabendmesse.
In der Taufkapelle erinnern diese bunten Fensterbilder wieder an den heiligen Martin.
Der Taufaltar aber zeigt die „Pieta“ - die trauernde Mutter Maria mit ihrem toten Sohn.
Doch auch an Josef wird hier erinnert durch eine aus Wachs gestaltete Figurenguppe , sicher verwahrt hinter Glas.
Zurückgekehrt zum Eingang der Kirche fällt dies hier auf. Für die Kinder im Gottesdienst liegen Bilderbücher bereit mit christlichen Geschichten.
Mit Kindern wurde dieser Phönix gestaltet, der in der Mitte zwischen den beiden Eingangstüren zu sehen ist. Ihre Namen stehen in den Federn und rings herum Erklärungen zur gegenwärtigen Fastenzeit wie diese hier:
Durch diesen Aufsteller ist im Moment ein Marienbild nicht zu sehen, das von Elisabeth Crodel aus Stoffen gestaltet wurde.
Beim Verlassen der Kirche fällt uns noch ein großes Weihwassergefäß auf: Wasser zum Mitnehmen!
Links neben der Kirche befindet sich das Gemeindehaus, in dem sich heute der Kindergarten der Gemeinde und ein Gemeindesaal befinden.
Durch Bomben war dieser Gebäudeteil im 2. Weltkrieg stark zerstört und konnte nur unter großen Schwierigkeiten in der DDR-Zeit wieder aufgebaut werden.
Auch hier im Saal erinnert ein großer Wandbehang an den heiligen Martin.
Draußen, hinter dem Haus steht der Gemeinde eine große Wiese umgeben von hohen Bäumen für Gemeindeveranstaltungen zur Verfügung. Ursprünglich war auf diesem Gelände mal eine Gaststätte „Zum wilden Eber“, an einem See gelegen. Wegen des gesunkenen Grundwasserspiegels ist von diesem See schon lange nichts mehr zu sehen.
Am Zaun zur Giesestrasse lädt dieser bunte gestaltete Schaukasten ein, die Gottesdienste und Veranstaltungen der Gemeinde zu besuchen. Daneben lädt ein weiterer kleiner Schaukasten ein, samstags von 15 bis 17.30 Uhr die dann offene Kirche zu besichtigen bzw. sie zu nutzen für die eigene Andacht und Gebet.