Nicht nur in Marzahn sind wir unterwegs, um uns auf die Jubiläumsjahre 2030 bis 2033 vorzubereiten. Wir wollen auch die Verbindung zu den Gemeinden auf dem Lande und im Brandenburgischen suchen. Für uns Marzahner ist es jedes Mal ein schöner Ausflug, so wie unser dritter Besuch in dieser Reihe:

 

Wanderung am 28. Juli 2022 nach Groß-Ziethen ab Altkünkendorf am Rande des „Weltnaturerbes Buchenwälder Grumsin“

 

 

Wir fuhren mit dem RE3 ab Berlin-Gesundbrunnen bsi Angermünde, von dort mit dem Welterbebus bis Altkünkendorf. Auf dem Dorfanger gleich neben der großen Kirche ist ein Info-Point für die Besucher des Weltnaturerbes. Für den Weg brauchten wir nicht 1:44 Std., wie uns nachträglich das Internet ausrechnete, sondern 2,5 Stunden.

 

Hier an der Kreuzung wäre noch eine Brennerei zu besichtigen, aber wir Sieben machten uns gleich auf den Weg nach Groß-Ziethen.

 

 

An dieser Stelle – gut ausgeschildert, begann unsere Waldwanderung bei schönstem Wetter.

 

 

 

Im Wald fielen uns auf der rechten Seite des Weges Plakate vor eingezäumten Waldstücken auf: „www.wirsindgrumsin.de“. Ein Blick auf diese Webseite zeigt, dass nicht alle Anwohner hier glücklich sind mit dem, was hier entstanden ist, wie es dazu kam und wie sich Touristen zum Teil benehmen.

 

 

Im Kerngebiet des schon seit 1990 existierenden Naturschutzgebietes auf der linken Seite des Weges bewundern wir die offensichtliche Naturgewalt des Windes, der diese Bäume umwarf.

 

 

 

 

Der Weg, den wir gehen, ist uralt, das zeigen die Wegsteine und dass der Weg meist gepflastert ist.

 

 

 

Diese Wegsperrung nutzten wir für ein Gruppenbild.

 

 

Wir nahmen nicht den kürzesten Weg nach Groß-Ziethen, der geradeaus führt, sondern wollten noch die große Sonnenuhr und den Tagebau sehen, indem der Sand des „Sanders“ aus der Eiszeit seit vielen Jahren abgebaut wird und inzwischen ein See entstanden ist.

 

 

 

Tafeln erklären den Besuchern, woran das Ereignis der Eiszeit hier zu erkennen ist.

 

 

Angekommen in Groß-Ziethen besichtigen wir nach einem Picknick auf der Veranda den großen Garten des Pfarrhauses. Das Haus ist heute eine Pilgerherberge . Auch wohnt darin der Holz- und Steinkünstler Joachim Brückner, der das Anwesen und den Garten mit seinen Arbeiten bereichert.

 

 

 

Am Eingang zum Garten das Hugenottenkreuz. Eine kleine Parzelle rechts lädt ein zu Andacht und Meditation.

 

Das Haus ist behindertengerecht saniert worden. Die Räume und die Terrasse sind über diese Rampe zu erreichen. Innen gibt es eine behidnertengerechtes WC und eine entsprechende Dusche.

 

 

Hier im Gemeinderaum erzählt eine Ausstellung an der Wand von der Geschichte dieser französisch-refornierten Gemeinde, die durch die Ansiedlung von Hugenotten, französischen Protestenten, die durch den 30jährigen Krieg fast menschenleeren Dörfer wieder besiedelten.

 

 

 

Oben im Haus befinden sich drei Schlafräume für die Gäste der Herberge samt Toiletten und Dusche.

 

 

Im ehemaligen Stallgebäude auf dem Hof befinden sich heute die Stein- sowie die Holzwerkstatt von Joachim Brückner.

 

Die offen Tür links führt zum ehemaligen Heuboden, aus dem er einen gemütlichen Raum für die Ausstellung seiner Kunstwerke gemacht hat, die auch käuflich zu erwerben sind.

 

 

 

Über dem Eingang der Groß-Ziethener Kirche steht: 1717 – das Jahr indem sie durch die Hugenotten wieder aufgebaut wurde. Die Grundmauern sind älter.

 

Die Innengestaltung ist schlicht. Ganz reformiert steht die Kanzel im Mittelpunkt – die Verkündigung des Wortes Gottes. Doch schon lange wird für die Predigt das Pult benutzt.

 

 

Wir erleben einen Vortrag per Beamer von Pastorin Cornelia Müller über die Geschichte der Hugenotten. Am 25. Oktober 1685 lud der Große Kurfürst mit dem Edikt von Potsdam die wegen ihres evangelischen Glaubens verfolgten Franzosen ein, nach Brandenburg-Preußen zu kommen.

 

 

Jeden Sonnabend um 18 Uhr, wenn die Glocken den Sonntag einläuten, wird hier zu einer Andacht eingeladen, in der nicht zuletzt für die heutigen Flüchtlinge und um Frieden in der Ukraine gebetet wird.

 

Einige von uns waren mit dem Auto gekommen und also eher als die Wanderer da. Sie hatten so noch die Gelegenheit, das Eiszeit-Museum in der ehemaligen Mühle des Dorfes zu besichtigen .

 

 

Hier kann man manch Interessantes entdecken und sogar ganz naturnah übernachten, allerdings kostet es nicht wenig.

 

Herzlichen Dank für diesen schönen Tag an unsere freundlichen Gastgeber in der Gemeinde, für den leckeren selbst gebackenen Kuchen und das Zurückbringen zum Bahnhof nach Angermünde!!! (- Wir hätten ja auch zu Fuß den kürzeren graden Weg nach Altkünkendorf zum Welterbebus noch nehmen können, hätten dann aber nicht so viel Zeit zum Gespräch gehabt und um uns all das Schöne anzusehen. -) Darum, noch einmal: Danke für dieses Erlebnis!

 


 

Besuch des Gottesdienstes in/an der Andreaskirche in Teltow am Palmsonntag, dem 10. April 2022

 

 

 

Mit der S-Bahn in Teltow angekommen empfing uns auf dem Bahnhofsvorplatz ein freundlicher Platz – S-Bahnen ganz klein als Sitzgelegenheit.

Der Bus 620 kam auch gleich und brachte uns bis zum Ruhlsdorferplatz.

 

 

Vom nahegelegenen Ziegenplatz aus ist schon die Kirche besser zusehen.

 

 

 

Beim Näherkommen staunten wir, wie viele Menschen sich vor der Kirche versammelt haben. Ja, der Gottesdienst, vorbereitet und gestaltet mit dem Team der Evangelischen Kindertagesstätte fand heute draußen statt. Das war mutig, denn wir haben ja April! Und tatsächlich war es typisches Aprilwetter, obwohl trockenes Wetter vorhergesagt war. Aber das nahm den Teilnehmenden, Großen und Kleinen nichts von der Freude, gemeinsam Gottesdienst zu feiern.

 

 

Beim Kommen wurde jedem ein buntes Bändchen ans Handgelenk gebunden. Wir hatten ein rotes. Als wir aufgefordert wurden in Gruppen auseinander zu gehen, waren wir bei der, die über die sieben Bitten des Vaterunsers nachdachte, sie mit Handbewegungen begleitete und dies mit allen nach dem Fürbittengebet wiederholte. Ähnlich brachten sich auch die anderen Gruppen ein, so dass ganz viele zu Wort kamen. Es war zu spüren: Hier sind ganz viele, die mitdenken und mitreden.

 

 

Anschließend wurden wir von Pfarrerin Huang ins Gemeindehaus zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Dort treffen sich die zahlreichen Gruppen und Kreise der Gemeinde und wird im Winter auch Gottesdienste gefeiert.

 

 

Diese beiden großen Glocken erinnern an das Fest der Glockenweihe 2009:

 

 

Die alten eisernen Glocken stehen nun an der Rückseite der Kirche.

 

 

Daneben an der Wand erinnert ein Sandsteinrelief an die Einweihung der Kirche 1910 zusammen mit einem Wort aus dem Hebräerbrief (13,8): „Jesus Christus gestern, heute und derselbe auch in Ewigkeit“.

 

Auf dem Kirchplatz neben dem Haupteingang erzählen In Platten eingelassene Inschriften von der Stadt- und Kirchengeschichte Teltow. Hier Beispiele:

 

 

Neben der Kirchentür steht ein Tischchen, das zum Gebet einlädt in den Zeiten, in denen die Tür verschlossen ist. Die Steinchen im Wasser erzählen von der Anzahl der Gebetswünsche der Vorübergehenden und werden im Gottesdienst genannt und ins Gebet mit aufgenommen.

 

Der Innenraum ist freundlich und farbenfroh, voller interessanter Details, die es zu entdecken gibt!

 

 

Die Orgel wird vom Kantor der Gemeinde Christopher Sosnick nicht nur zu den Gottesdiensten gespielt, auch zum Beispiel zu Taizé-Andachten und wöchentlichen Mittwochs-Andachten um 18 Uhr. Auch der Chor der Gemeinde und ein Band bereichern das Gemeindeleben. Sogar eine Theatergruppe gibt es.

 

Von der Kirche ist es nicht weit bis zum Teltowkanal – ein kurzer Spaziergang!

 

 

Zurück auf dem S-Bahnsteig fällt uns ein Plakat ins Auge vom Diakonischen Zentrum Bethesda.

 

Bekannter noch ist das  „Diakonissenhaus Teltow“. Es ist mit den Bewohnern eine eigene „Anstaltsgemeinde“, die mit der Ortsgemeinde gut vernetzt ist.


Voller guter Eindrücke und dankbar für die herzliche Aufnahme fuhren wir mit der S-Bahn wieder zurück und hatten den Eindruck: Das ist ja eigentlich gar nicht weit. Ja, beim munteren Erzählen vergeht die Fahrt wie im Fluge.


1. Gottesdienst in Lichterfelde bei Jüterbog am 14. November 2021

 

Dieses kleine Dorf hat nur um die 70 Einwohner. Es gehört zur Gemeinde Niederer Fläming und kirchlich zur Gemeinde Schlenzer. Das Dorf wurde 1279 erstmalig urkundlich erwähnt, die Dorfkirche ist mit mehr als 750 Jahren die älteste der Region.

 

Wir hatten davon gehört, welche Wunder hier passierten und uns deshalb sonntags früh auf den Weg gemacht per Regio 3 bis Jüterbog und dann mit dem Rufbus bis nach Lichterfelde. Das hat prima geklappt, so dass wir pünktlich zum Gottesdienst um 11 Uhr da waren.

 

 

Erst zum zweiten Mal nach der Wiedereinweihung im September und einer Hochzeit versammelte sich hier die Gemeinde zusammen mit Interessierten aus dem Dorf. Denn 2010 sollte die Kirche wegen Einsturzgefahr gesperrt werden, doch die Dorfbewohner taten sich zusammen und gründeten einen Förderverein zum Erhalt ihrer Kirche. Auf dessen Webseite http://www.lichterfelde-dorfkirche.de/ bekommt man Einblick in die Sanierungsarbeit und das Engagement der Bewohner. Wir sahen nun das Ergebnis: Jugendliche empfingen uns am Eingang, wo wir uns aus Corona-Schutz-Gründen bei ihnen anmeldeten. Sie hatten zusammen mit zwei kleineren Mädchen und Pfarrerin Ly-Elisabeth Dang den Gottesdienst vorbereitet.

 

 

„Liebe ist ein Tuwort“ war das Thema als Auslegung des Evangeliums Matthäus25, dem Gleichnis vom Endgericht. Von der Kanzel aus und der Empore nahmen sie uns mit ins Gericht und brachten die Reaktionen der davon Betroffenen zur Sprache. So hatten wir Jesu Worte noch nie gehört. Dazu die passenden modernen Lieder – ein kleiner Chor war durch die Vorbereitung entstanden.

 

Im Anschluss an den Gottesdienst wurden wir inzwischen hungrigen Berliner Frühaufsteher mit einer leckeren Suppe und frischen Brötchen bewirtet und erfuhren durch den Vorsitzenden des Fördervereins und seinen Stellvertreter von der geleisteten Arbeit.

 

 

 

Doch nicht alles, was alt aussieht, ist alt: beim Taufengel ist es nur die Schale. Er selbst wurde ebenso wie Jesus beim Einzug nach Jerusalem auf dem Esell sitzend von einenm heutigen Künstler geschnitzt.

 

 

So beeindruckt hat die Idee des Vorsitzenden des Fördervereins Herrn Lust, mit seinen beiden Jungen in mittelalterlichen Gewändern 2016 mit Eseln sich auf den Pilgerweg über 72 km nach Rangsdorf zu begeben und dabei Spenden für die Kirche zu sammeln. Sogar das Fernsehen interessierte sich dafür.

 

Doch wollten sie nicht nur um Geld bitten, sondern jedem, egal wie viel er geben würde, mehr zurückgeben. Dem Namen ihres Dorfes entsprechend bekam jeder ein Licht – das letzte derart steht noch in dem Fenster des Altarraums:

 

Dazu bekam jeder noch ein Säckchen mit Korn vom eigenen Feld. Wenn man es aussäen würde, dann würde sich das Korn vermehrern und in ein paar Jahren hätte man mehr, als man gespendet hat. Das vorletzte dieser Säckchen bekamen wir mit auf den Weg.

 

 

Beim Renovieren der Kirche im Innern wurden mittelalterliche Wandmalereien entdeckt und restauriert: Vorn im Altarraum eine Frau:

 

 

An der rechten Wand steht ganz oben:

 

 

Darunter ein großes Wandbild, dessen Bedeutung man erraten muss.

 

 

Die Kirche vereint so das katholische Mittelalter, die evangelische Zeit und durch das Geschenk einer Ikonie auch die orthoxe Frömmigkeit. Für alle Glaubensrichtungen soll die Kirche nun offen sein.

 

 

Wieder draußen auf dem gepflegten Friedhof der Gemeinde fällt ein alter Grabstein in die Augen Mit seiner Inschrift „...Dort werden wir uns wiedersehen“ erzählt er von dem Vertrauen auf die Auferstehung – auf heutigen Friedhöfen nur noch selten anzutreffen.

 

„Gottes Wort bleibt ewiglich“ - das wünschen wir dieser tapferen kleinen Gemeinde. Mögen sie weiter davon zeugen. Uns Achten aus Berlin-Marzahn hat dieser Sonntagsausflug Lust gemacht, sobald die Corona-Situation es erlaubt, wieder ins Berliner Umland zu fahren und Dorfgottesdienste zu besuchen.