61. Station am 8. Mai 2023:

 

Der Parkfriedhof Marzahn
Wiesenburger Weg 10, 12621 Berlin

 

Der Parkfriedhof Marzahn ist ein städtischer Friedhof, 1909 als Armenfriedhof für Berlin angelegt, ist er heute ein Ort der Erinnerung an die Opfer des 1. und vor allem 2. Weltkrieges und der Nazi-Herrschaft, aber auch in der Grabgestaltung ein Spiegelbild der heutigen Bewohner Marzahns. Wir besuchen ihn auf der Suche nach christlichen Symbolen und biblischen Worten und wegen zweier Orte auf ihm, die einen Bezug zur Evangelischen Kirchengemeinde Marzahn/Nord haben.

 

 

Rechts auf der Wiese nahe dem Haupteingang befindet sich dieser Gedenkstätte für die Deutschen, die unter Stalins Gewaltherrschaft ihr Leben verloren und gelitten haben. Da im Gemeindezentrum Marzahn/Nord in der Schleusinger Straße 12 viele Russlanddeutsche durch unser Projekt ZusammenLEBEN in den 90er Jahren eine neue Heimat fanden, hatten einige von ihnen den Wunsch, diesen Gedenkstein auf der Grünfläche vor dem Gemeindezentrum zu errichten. Dass der Stadtbezirk ihnen diesen Standort hier auf dem Friedhof ermöglichte, passt dagegen zu den Gedenksteinen für die anderen Opfergruppen des Faschismus.

 

 

Jedes Jahr Ende August findet hier eine Gedenkfeier statt - anlässlich des Jahrestages des Befehls zur Deportation der Russlanddeutschen nach Sibirien und Kasachstan am 28. August 1941 durch einen Erlass des Obersten Sowjets. Dazu wurden auch unsere Pfarrer und Pfarrerinnen immer wieder eingeladen.

 

Auf der linken Seite am Hauptweg sehen wir die ersten Kreuze vor dem Gräberfeld der Gefallenen im 1. Weltkrieg. Doch erinneren sie wohl mehr an das Eiseren Kreuz als an Jesu Kreuz.

 

 

 

Auf der Suche nach Kreuzen als christlichem Symbol fallen uns zuerst diese Grabsteine auf.

 

 

 

 

Wie auf den meisten Grabsteinen stehen meist nur Name, Geburts- und Sterbedatum auf dem Stein.

 

 

 

Hier ist der Stein als Kreuz gestaltet.

 

 

 

Auch dieses Erd-Kreuz auf einem Grab fällt uns auf.

 

 

Hier ist ein orthodoxes Kreuz zu sehen.

 

 

Russlanddeutsche haben die Sitte, im ersten Jahr auf das Grab ein Holzkreuz zu stellen und danach erst einen Stein zu setzen.

 

 

 

Hier sind Dürers betende Hände am Kreuz zu sehen.

 

Ein Wort aus dem Propheten Jeremia 29,11 ist hier zu lesen: „Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung.“

 

 

„Christus ist unser Friede“ ist auf dem Grab des Pfarrerehepaares Werner und Hildegard Voß zu lesen. Beide verbrachten ihre letzten Jahre bei uns in Marzahn in einem Seniorenheim, besuchten dort regelmäßig die Gottesdienste und bereicherten mit ihren schönen Stimmen den gemeinsamen Gesang.

 

 

 

Einen einzigen alten Stein finden wir: die Ruhestätte der Familie Schröder mit der Inschrift: „Hier ruht in Frieden unsere innig geliebte Tochter Kätchen Schröder“, geb. 10.12.1903, gest. 3.12.1916

- „Ich ruhe hier in Gottes Garten und will auf meine geliebten Eltern warten. Drum liebe Eltern grämt euch nicht. Denn diese Welt war nichts für mich.“ und dann: „ Ruhe sanft.“

 

 

Ja, es scheint, als wenn sich die Zahl der Kreuze und Kreuzzeichen in den letzten Jahren hier vermehrt hat.

 

 

 

Heute, am 8. Mai besuchen wir natürlich auch das sowjetische Ehrenmahl am hinteren Ende des Friedhofs. Einige frische Kränze wurden niedergelegt.

 

 

Weitere Gedenksteine erinnern an weitere Opfer der Nazi-Herrschaft und des Krieges.

 

 

Dieser Gedenkstein für die Opfer der Sinti und Roma, die im „Zigeunerlager“ Marzahn auf dem Gelände hinter dem Friedhof ab 1936 gezwungen wurden zu leben und oft anschließend in den Konzentrationslagern ums Leben kamen. 1986 wurde der Stein auf Initiative des Schriftstellers Rainer Gilsenbach und des Pfarrers unserer Kirchengemeinde Marzahn/Nord Bruno Schottstädt vom Stadtbezirk Marzahn errichtet. Jährlich findet hier am 2. Sonntag im Juni  ein Gedenken statt, dass viele Jahre lang vom Ökumenischen Forum Marzahn e. V. bis zu dessen Auflösung Ende 2019 mitorganisiert wurde. Auch hatte der Verein viele Jahre seinen Sitz in unserem evangelischen Gemeindezentrum Marzahn/Nord.

 

Auch dass hier viele unserer Gemeindeglieder bestattet wurden, wie auch Pastor Bruno Schottstädt und seine Frau, Pastorin Ursula Radke und die Pastorin der Kirchengemeinde Marzahn Gertrud Zietz verbindet uns mit diesem Friedhof.