12. Station am 19. Oktober 2020:

Das Gemeindezentrum Nord der Evangelischen Versöhnungskirchengemeinde Biesdorf
in der Maratstraße 100, 12683 Berlin

und die Evangelisch - Methodistische Gemeinde Marzahn

 

(Im Februar 2024 wurde der letzte gemeinsame Gottesdienst beider Gemeinden hier gefeiert, da das Gemeindezentrum nun umgebaut und an eine russlanddeutsche Gemeinde vermietet wird. Damit hat die kleine methodistische Gemeinde hier keine Heimat mehr und hat sich als Marzahner Gemeinde aufgelöst. Insofern ist das hier Beritete inzwischen Geschichte.)

 

Schon der Blick in den „Doppelschaukasten“ zeigt, dass hier zwei Gemeinden zu Hause sind und zwar seit Einweihung des Hauses 1986: die ursprünglich noch nicht mit den Biesdorfern fusionierte Versöhnungskirchengemeinde und die Evangelisch-methodistische Gemeinde in Marzahn, um deren Vorstellung es heute gehen soll.

 

Erwachsen ist diese Zusammenarbeit aus den ökumenischen Besuchsdiensten in der Gründungszeit der Gemeinden, als gemischte Teams von Evangelischen, Katholiken, Methodisten und Baptisten Besuche in den vielen neuen Hochhäusern von Marzahn machten, um Gemeindeglieder einzuladen.

Dankbar gedacht wird in diesem Zusammenhang an das Pastorenehepaar Tietsch, in deren Wohnung sich anfangs die Gemeinde traf und von der aus sie aufgebaut wurde, auch dank der Unterstützung vieler Studenten des Paulinums.

 

 

Im Kirchraum fällt das Altarbild, gestaltet von Rüdiger Roehl, ins Auge, ein liegender gekreuzigter Christus, der wie eine Brücke Menschen verbindet. Ein Band bunter Glasfenster ringsrum schmückt den Raum.

Die Orgel wurde 2011 dank der langjährigen Partnerschaft mit Gemeinden in Siebenbürgen dort restauriert und erweitert und in ihrer Gestaltung an den Raum angepasst.

Besonders einladend wirkt der Raum, als wir beim Gehen sind, es inzwischen dunkel geworden ist und der Raum für den nach uns kommenden Chor vorbereitet wird und zum Lüften die Türen nach draußen auf das Gartengelände weit geöffnet wurden:

 

Auch weitere Räume stehen für kleinere und größere Gruppen zur Verfügung und im Sommer die große Wiese rund um das Gemeindezentrum. Auch auf dem Gelände befindet sich das Pfarrhaus.

Ute Minor, die uns über die methodistische Kirche berichtet, gehört von Kindheit an dazu. 30 Jahre hat sie als Physikerin an der Akademie des Wissenschaften gearbeitet, ging in der Wendezeit in den Vorruhestand und nutzte die gewonnene Zeit nun voll für die Gemeinde. Sie war bis zu ihrem Ruhestand hier Pastorin und ist auch weiterhin aktiv. Die Gottesdienste werden all die Jahre schon immer im Wechsel mal nach landeskirchlicher Weise, mal nach den Regeln der EmK gehalten, mal werden die blauen und dann wieder die grünen Gesangbücher genutzt und beide Gemeinden nehmen jeweils daran teil.

Wir erfahren von der Entstehung des Methodismus in England und das „Methodismus“ nicht auf besondere „Methoden“ hinweist, sondern die Übernahme einer spöttischen Bezeichnung aus der Anfangszeit der Bewegung ist, nach dem Prinzip: „Wenn ihr meint, wir wären solche, dann meinetwegen.“ Darum wird das „m“ auch im Namen klein geschrieben im Unterschied zum „E“ - Evangelisch, weil das für sie wichtiger ist.

Im Unterschied zu den deutschen „Landes“- Kirchen ist diese Kirche international organisiert.

Weil ihnen wichtig ist, dass der persönliche Glaube sich auch im praktischen Leben und in der Gesellschaft auswirkt, sind die Gemeinden im Unterschied zu anderen Kirchen nicht nur durch die bekannten Glaubensbekenntnisse miteinander verbunden, sondern auch durch die Einigung auf „soziale Grundsätze“. Gerade hier steht die internationale Gemeinschaft der methodistischen Kirche heute vor einer Zerreißprobe in der Auseinandersetzung über den Umgang mit Homosexualität. Was sonst noch „typisch methodistisch“ ist, kann man auf der Webseite der EmK in Deutschland lesen.

Wir erfahren, dass die Gemeindeglieder selbst bestimmen, wie hoch ihr finanzieller Beitrag für ihre Kirche ist. Das meiste Geld, dass zusammenkommt, wird an die Zentrale überwiesen, von wo aus auch die Pastoren bezahlt werden. Seit Sommer hat die kleine Gemeinde hier keinen Pastor und muss erst einmal ein Jahr lang ohne auskommen. Auch vorher schon hat sie sich mit den Schöneweidern einen „geteilt“. Doch von Resignation ist nichts zu spüren. Zuerst einmal geht es darum, dass nach der Corona bedingten Pause das wöchentliche ökumenische Bibelgespräch wieder stattfindet. Platz genug ist da, wie der schöne große Raum neben dem Kirchsaal.