22. Station am 1. November 2021
Die Evangelische Gnadenkirche Biesdorf
in Alt Biesdorf, 12683 Berlin
Wir waren mit dem Bus bis zum Elsterwerder Platz gefahren und hatten dann Mühe wegen der vielen neu gebauten Häuser südlich der B1 den kürzesten Weg zu dem schon sichtbaren Turm der Gnadenkirche zu finden, erst recht bei dem vielen Verkehr über die B1 auf den Anger zur Kirche zu gelangen. Dort aber war die Kirchentür schon offen und empfing uns ein heller großer Raum, in dem der Verkehrslärm von draußen nur noch zu ahnen ist.
Schlicht ist der Altar und das Kreuz, durch das grüne Antependium. Mit dem nach oben hin strebendem Baum wirkt er warm und hoffnungsvoll.
Links daneben an der Kanzel ein dazu passendes Bild: eine Pflanze, die wachsen möchte und sich dem Licht entgegen streckt.
Rechts vom Altar das schlichte schöne Taufbecken!
Von vorn der Blick zurück auf die Orgel lässt ein festliches Gefühl entstehen. Wie ausgebreitete Arme die Empore – sie scheint „Willkommen“ zu sagen. Die Stühle – zurzeit wegen der Corona-Pandemie weniger und vereinzelt im Raum stehend, laden zum Bleiben ein.
Frau Hinderling, die Küsterin der Gemeinde, berichtete uns von der Geschichte dieses Hauses und wir staunen, wie alt es ist. So sieht sie gar nicht aus und man muss schon Hinweise bekommen, woran man das Alter erkennt. Geschätzt wird, dass es ca. um 1280 gebaut wurde.
Zweimal ist die Kirche abgebrannt, zuletzt 1945 und dann wieder neu und dem Zeitgeschmack gemäß aufgebaut worden. 1951 wurde sie wieder eingeweiht und erhielt den Namen „Gnadenkirche“. So konnte die Gemeinde im September 70 Jahre ihres Bestehens feiern.
Der Baum an der linken Seitenwand erzählt von einer lebendigen Gemeinde.
Jeder Apfel ist mit dem Namen und Taufspruch eines neuen Gemeindegliedes der letzten ca. zwei Jahre beschriftet.
Ausgestellt ist auch das Projekt eines Gemeindezentrums, das auf dem Gelände des Pfarrhauses an der Nordseite der B1 gegenüber der Kirche errichtet werden soll. Denn die durch die Zuzüge nach Biesdorf wachsende Gemeinde hat hier keine ausreichenden Räume. Die Bauarbeiten dort haben gerade begonnen, doch ist man dabei auf Zeugnisse alter Besiedlung dieses Gebietes gestoßen und muss nun erst einmal die Archäologen ihre Arbeit machen lassen.
Beim Hinausgehen achten wir nun auf die meterdicke Wand des Turmes, die vor ein paar Jahren zum Anbau von Toiletten und auf der anderen Seite einer Sakristei durchbrochen wurde. Hier kann man etwas vom Alter dieses Gebäudes erahnen.
Draußen ist es inzwischen fast dunkel geworden. Das Abendrot leuchtet über dem Verkehr. In der Mitte das so grün erleuchtete Haus auf dem Anger. Vor der Kirche stehend geht der Blick noch einmal nach oben zu dem mächtigen Turm hinauf.
Diese Kirche ist eine Überraschung – mitten im Verkehr der Großstadt Berlin gelegen – eine ruhige Oase, um sich zu besinnen und auf Gottes Wort zu hören und zum Beispiel an jedem Mittwoch (vom 1.9. bis 30.6.) um 18 Uhr die Klänge der Orgel bei einer 30minütigen Andacht zu genießen.