78. Station am 9. Oktober 2023:
Das Haus Erntekranz1 der Tiele-Winkler GmbH
am Mylauer Weg 1, 12627 Berlin-Hellersdorf
Von der Straßenbahnhaltestelle U-Bahn Hellersdorf gelangt man durch den Park hinter der U-Bahn-Brücke geradewegs zu diesem 1999 eingeweihten Haus, in dem 41 Bewohner*innen mit vorwiegend geistiger Behinderung im Alter von 21 bis 85 Jahren wohnen und mit viel Liebe und Engagement betreut werden.
Vor dem Haus steht ein Kleintransporter, auf dem der Träger des Hauses steht: die Tiele-Winckler GmbH, benannt nach der Gründerin diakonischer Einrichtungen und der Schwesternschaft „Friedenshort“ Eva von Tiele Winckler (1866-1930) in Schlesien. Seit 1957 sind die Diakonissen in Freudenberg im Siegerland/Nordrhein- Westfalen und seit 1946 schon im Brandenburgischen Heiligengrabe zu Hause. So gehört die Tiele Winckler GmbH zusammen mit der Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort und Evangelische Jugendhilfe Friedenshort GmbH zu „Friedenshort“ und zum Verbund der Diakonie. Diese verschiedenen Namen und das große damit verbundene Netzwerk können verwirren, sind aber bis heute von Eva von Tiele-Winckler geprägt, die großen Wert darauf legte, dass die Betreuten in familienähnlichen Wohngemeinschaften leben.
Vom hinteren Ausgang der U-Bahn Hellersdorf aus sieht man zuerst diese Seite des Hauses mit dem Atelier-Eingang.
Von dem, was hier an Werken entsteht, ist einiges in den Fenstern zu sehen.
Wir werden von der Leiterin des Hauses Frau Gentsch in diesem schönen hellen Raum empfangen und mit Getränken bewirtet. Hier findet u.a. einmal monatlich eine Andacht für die Bewohner und Bewohnerinnen statt, die von der Gemeindepädagogin der evangelischen Kirchengemeinde Barbara Jungnickel gestaltet wird, aber auch Disko-Veranstaltungen und vieles mehr.
Mittels Mitbestimmungs- und Beteiligungsmöglichkeiten werden die Bewohnerinnen und Bewohner weitestgehende einbezogen in die Gestaltung ihres Alltags und ins gesellschaftliche Leben allgemein. So wird in den Wohngruppen gemeinsam gekocht und jede Wohneinheit ist eine „Welt“ für sich, in die nicht jeder andere einfach so rein kann. Etwa die Hälfte der Bewohner arbeitet in einer Behindertenwerkstatt, wohn sie morgens hingefahren werden.
Frau Gentsch erzählt uns auch von den anderen Wohngruppen im Stadtbezirk, die von der Tiele-Winckler GmbH betreut werden: in der Märkischen Allee, der Ludwigsfelder Straße und der Giesestraße 1 bei St. Martin. Insgesamt werden 61 Behinderte durch ca. 60 Mitarbeitende betreut. Mitgliedschaft in einer Kirche ist nicht mehr Bedingung für eine Arbeitsstelle hier, aber die Anerkennung des christlichen Menschenbildes.
Auf dem Weg durch den Flur wie im ganzen Haus sind die Werke der Bewohner im Kunstatelier ausgestellt.
Doch nicht nur hier, sondern auch in der Pyramide Hellersdorf1 und anderen Orten haben die Bewohner schon ihre Werke ausgestellt.
Nicht nur mit diesen Gemälden zeigen sie ihr Können. Ganz begeistert sind sie auch beim Mitmach-Zirkus Bombastico dabei, wie er gerade in St. Martin wieder stattfinden soll.
In der 2. Etage ist ein Innenhof mit einer großen überdachten Terrasse, daneben das Wohnzimmer
einer Wohngruppe.
Hier ist ein zweiter Garten. Ja, hier kann man sich wohl und zu Hause fühlen!
Beim Abschied wollten wir noch einen Blick in das Musikatelier werfen, aber da sang gerade eine Bewohnerin so sehr schön mit Begleitung am Keyboard. Da wollten wir nicht stören.