70. Station am 13. August 2023:

 

Biblischer Vortrag im
Christlichen Gemeindetreff
Warener Straße 5, 12683 Berlin

 

 

Im Haus 3B, nahe der Einfahrt zum Meon-Park, einem Gewerbegebiet am Blumberger Damm neben dem Unfallkrankenhaus, ist in einem Fenster des Erdgeschosses zu lesen:

„Glaube an den Herrn
Jesus Christus
und du wirst errettet werden

Christen laden ein

Sonntag: 11.30 Uhr Biblischer Vortrag
Mittwoch: 19.30 Uhr Gebets- und Bibelstunde

Gäste sind herzlich willkommen!“

 

 

Dann steht da noch: „Kontakt – und eine Telefonnummer, kein Name, kein Amt, denn die Gemeinschaft hier lehnt alle Ämter ab. Es gibt also keinen Pastor, keinen Ältesten´, keine Diakone...

 

 

An der Tafel neben der Tür steht ganz unten: „Christlicher Gemeindetreff Raum 1220“.

 

 

Diesen Raum findet man beim Eintreten gleich links: eine blaue Tür mit einem weißen Zettel gleichen Inhalts wie im Fenster, daneben ein kleines Kästchen mit Heftchen „zum Mitnehmen“.

 

 

Der Raum ist schmucklos, ein ehemaliges Küchenstudio, hinter dem Vorhang befindet sich eine Küchenzeile. Der Tisch dient als Altar und wird im Gottesdienst mit einer weißen Tischdecke optisch hervorgehoben. Nach dem Gottesdienst deutet nichts mehr darauf hin, kein Kreuz, kein Symbol – und dies nicht aus Sparsamkeit, sondern entspricht dem Glaubensverständnis, der Ablehnung aller „menschlich-religiös“ erscheinenden Einrichtungen und Organisationen. (So im Heft „Christen ohne jeglichen Namen?“ hrsg. vom Ernst-Paul-Verlag 67433 Neustadt, S. 15)

 

 

Als wir gegen 11.15 Uhr hier eintreffen, ist die Gemeinde schon versammelt und hat gerade eine Pause nach dem Abendmahlsgottesdienst, der um 10 Uhr begann. Außer unserer Gruppe sind
ca. 30 Erwachsene unterschiedlichen Alters und sechs Kinder hier. Im Gespräch nach dem biblischen Vortrag erfuhren wir, dass die Gemeinde ca. 60 Glieder hat und 10 Kinder, die wegen der Ferien aber jetzt nicht alle da sind.

Die Männer und Jungen sitzen zumeist vorn auf den Stühlen seitlich vom Altar, die Frauen, Mädchen und auch wir in den Stuhlreihen vorn im Bild, denn die Gemeinde zählt sich zu der Brüder-Bewegung, die zu Beginn des 19. Jhdts. in Irland und Großbritannien begann und sich dann bald auch in Deutschland und vielen anderen Ländern ausbreitete.

 

 

Wir erleben kräftigen mehrstimmigen Gemeindegesang und staunen darüber, dass es für die Texte dieser Lieder ein Büchlein mit Übersetzungen sowohl ins Englische wie Französische gibt, so dass Gäste mitlesen können, was gesungen wird.

 

 

Im Vortrag geht es um für die Gemeinschaft wichtige Bibelstellen, so um:

  • Matth. 16, 15-19 - das Petrusbekenntnis

  • Matth. 18,20: Wo zwei oder drei in Jesu Namen versammelt sind, da ist er in ihrer Mitte;

  • Matth. 23,8-10 - allein Jesus Christus ist der Lehrer und Meister - die Jünger aber sind allesamt Brüder

  • Apg. 11,26: in Antiochia nannten sich die Jünger zuerst Christen

 


In einem kleinen Heftchen, das uns mitgegeben wurde, konnten wir ihre Bedeutung für die Gemeinde noch mal nachlesen: Christen – das reicht als Name.

 

 

An diesem 13. August wurde dies anhand der Geschichte der Gemeinde eindrücklich illustriert. Am Sonntag vor 62 Jahren konnten die Ost-Berliner Gemeindeglieder auf einmal nicht mehr zu ihrem Gottesdienst in der Bergstraße gelangen. Ihre Zulassung als eigene Gemeinde durch die Ost-Berliner Behörden, war schwierig, da sie bewusst auf einen Namen verzichten und für alle Christen offen sein wollen, auch kein eigenes Bekenntnis haben, sondern die Spaltung der Christenheit überwinden wollen. Zudem war es schwer, einen Raum für die Gemeinde zu finden. Doch die Landeskirchliche Gemeinschaft machte es möglich, danach die Stadtmission, in deren „Gnadenhütte“ in der Malmöer Straße im Prenzlauer Berg sich viele Jahre die Gemeinde traf. Dann wurden die Räume für einen Second-Hand-Laden der Stadt-Mission gebraucht und wieder begann die Suche. Nun trifft sich die Gemeinde schon seit 22 Jahren hier im Meon-Park in Marzahn und sieht darin göttliche Fügung und Wegführung und ist dankbar dafür.

 

In der 3. Etage dieses Hauses im Meon-Park, hielt etliche Jahre auch die Christ Faith Tabernacle- Kirche2, die jetzt am Kurfürstendamm 102 zu Hause ist, ihre Gottesdienste.