94. Station am 17. September 2024:

 

Die Laib und Seele - Ausgabestelle

der Evangelischen Kirchengemeinde Hellersdorf

in der Adorfer Str. 6, 12627 Berlin-Hellersdorf

 

 

Auf unserer 66. Station waren wir schon einmal hier, als wir das Schüler-Zentrum "Kraftwerk" besuchten. Die Tür steht weit offen. Doch heute ist keine Ausgabe der Lebensmittel, es wird "nur" die morgige von den ehrenamtlichen Helfern vorbereitet. Auch am Freitag werden hier wieder Hunderte stehen und auf die Tüten warten, die dann immer von der Tafel-Zentrale Beusselstraße zusätzlich bereitgestellt werden.

Wir werden die Treppe hinunter nach links in den großen Raum geführt, der durch seine Spiegelwand noch größer wirkt. Wir hatten schon im letzten Jahr gehört, dass der Raum nicht nur vom Schülerzentrum sondern auch von "Laib & Seele" genutzt wird.

 

 

Während wir hier sitzen, werden auf der rechten Seite des Raumes schon Vorbereitungen für den Kaffee- und Kuchenausschank am nächsten Tag, dem Mittwoch getroffen. Gern bleiben die Kunden hier noch nach der Lebensmittelausgabe um gegen eine kleine Spende Kuchen, der vom Bäcker geliefert wurde, zu erstehen und hier in einer Gesellschaft, in der man Bekannte trifft, zu genießen.

Gleichzeitig können die Kunden gespendete Bücher lesen sowie gespendete Bekleidung mitnehmen. Dies ist ein zusätzliches, zeitlich begrenztes Angebot. Die Ausgabe erfolgt durch die "Oma" - eine 89jährige Ehrenamtliche, die wir so kraftvoll hier bei der Arbeit erleben, dass wir nur staunen können.

 

 

Zur Ausgabestelle geht es links von der Treppe. Dort ist ein Aushang mit einer Urkunde zu sehen. 2022 wurde das Team hier mit dem 1. Platz beim Kiezmacher Award geehrt!

 

 

Daneben hängt ein Bord mit Info-Schriften zum Mitnehmen, auf dem ein Foto des Teams mit Jörg Pilawa steht, der seit 2019 Botschafter der "Tafeln" ist und sie hier 2024 besuchte, worüber man sich natürlich gefreut hat.

 

"Der Weg ins Ehrenamt" - steht auf diesem als Brief gestalteten Heftchen u.a. der Freiwilligenagentur Marzahn-Hellersdorf. 35 ehrenamtliche Helfer sind es hier, die diese Lebensmittelausgabe für zurzeit 700 Hilfsbedürftige organisieren. Doch rd.300 stehen auf der Warteliste und würden sich freuen, kommen zu können! Aber für sie reichen zurzeit weder die Spenden noch die Kräfte. Vor allem wird dringend ein Sponsor für einen neuen Transporter und ein Fahrer für diesen gesucht. Denn das sehen wir auch: die hier ehrenamtlichen Mitarbeitenden sind zumeist Rentner und auch oft selbst hilfsbedürftig. Irgendwann geht es dann nicht mehr, selbst wenn man es gerne möchte.

 

An der Tür zum Ausgaberaum stehen die Regeln, die hier gelten:

 

 

Diese Regeln, die an Corona-Zeiten erinnert, gelten weiterhin, denn die Hygiene wird hier ernst genommen und immer wieder auch vom Amt kontrolliert.

 

 

Als wir den Raum betreten werden über diese schräge Rutsche gerade mit großem Schwung die Kästen mit der Ware herunter geschoben - ein offensichtlich von kräftigen Männern und Frauen gut trainiertes Verfahren!

 

 

Das Gemüse kommt von den umliegenden Supermärkten und wird durch die Mitarbeiter dort abgeholt sowie von der Tafel Beusselstraße geliefert.

Vorfreude besteht bei den Mitarbeitern über die einmalige Aktion des Fruchthofs -Großmarkt Beusselstraße, welcher am Wochenende gerade sein 75jähriges Bestehen gefeiert hat und nun mit dem aus diesem Anlass größten von Ehrenamtlichen jemals geschnippelten Obstsalat (rd. 11,8 t) ins Guinessbuch der Rekorde eingeht. Der Erlös aus dieser Aktion kommt der Tafel zugute.

 

 

Frauen sind gerade beim Sortieren und Aussortieren von nicht mehr Brauchbarem dabei. An den Wänden stehen Schilder, wo was zu stehen bzw. zu finden ist.

 

 

 

Auch Brot, Wurst und Käse sind hier zu haben.

 

 

Gern geben die Kunden dafür am Eingang eine Spende von 2 € für jeden Erwachsenen und 1 € pro Kind der Familie. Damit werden die Betriebskosten bezahlt: Strom, Heizung, Wasser, Reinigung, Benzin für den Transporter, etc.

 

 

Auf der anderen Seite erfordert dieses hier geltende Verfahren auch viel Bürokratie: Zuerst den Nachweis der Bedürftigkeit, dann die Aufnahme auf die Warteliste, dann die Zuteilung der Abholzeiten, die jedes Mal wechseln, damit nicht immer wieder dieselben die Ersten sind. Aber wir spüren: Frau Mieth als ehrenamtliche Leiterin ist mit dem Herzen dabei und sollte es mal Konflikte geben, dann wird dies mit Freundlichkeit und Konsequenz gelöst.

 

Im nächsten Jahr kann hier das 20jährige Bestehen der Ausgabestelle „gefeiert“, besser gesagt „begangen“ werden, wie auch die Aktion "Laib und Seele" - 2004 initiiert vom rbb und der Evangelischen Kirche und 2005 ins Leben gerufen. Die Hellersdorfer Gemeinde war eine der ersten, die sich daran beteiligte. 49 Ausgabestellen gibt es inzwischen in der ganzen Stadt und gebraucht werden angesichts der langen Wartelisten noch mehr - und vor allem auch noch mehr Ehrenamtliche, insbesondere Männer, die mit anfassen, die Transporter fahren und die Ware abholen.